Die Kunst besetzt alle ecken im Grossraum Paris
Zurzeit entsteht eine neue Landkarte der zeitgenössischen Kunst, die sich nicht mehr nur im Zentrum der Metropole wiederfindet
Von Osten nach Westen, von Norden nach Süden: Die Kunst ist überall! In diesem „erweiterten Paris“ explodiert das künstlerische und kulturelle Angebot förmlich. Entdecken, überraschen, mitreißen, verzaubern, heißt die Devise. Gewagte Ausstellungen und die hochkarätigen, aber bezahlbaren Ereignisse der großen Veranstaltungsorte warten auf Sie. Treffen Sie Künstlerkollektive und bewundern Sie wunderbare Werke in situ, von deren Existenz Sie noch nicht einmal wussten! Im Großraum Paris gibt es jede Menge neue Orte zu bewundern!
Das Zentrum von Paris – im Herzen der zeitgenössischen Kunst

Im Zentrum von Paris ballen sich eine ganze Reihe berühmter Adressen der zeitgenössischen Kunst. Museen, Stiftungen, Galerien: Paris ist reich an Zentren des Schaffens und Ausstellungsräumen und hält die Fahne der Kunst in allen ihren Formen hoch.
Von den vielen Museen sollte man auf keinen Fall das zentral gelegene Centre Pompidou auslassen, außerdem, etwas weiter im Westen, das Musée d’art moderne de la Ville de Paris. In diesen beiden Tempeln kann man der Kunst des 21. Jahrhunderts in Dauer- und Sonderausstellungen nachspüren. Der Palais de Tokyo ist das größte Zentrum der zeitgenössichen Kunst in Europa. Seit 2002 findet man sie hier in allen ihren Formen: Malerei, Skulptur, Design, Mode, Videokunst und Kino. In der Pariser Kunstlandschaft haben auch die Stiftungen einen wichtigen Platz, etwa die Fondation Louis Vuitton und die Fondation Cartier pour l'art contemporain. Die Hauptstadt hat eine ganze Reihe von erstklassigen Ausstellungsräumen zu bieten wie die Grand Palais oder das Jeu de Paume, das der Foto- und Bildkunst gewidmet ist.
Das ganze Jahr über finden in Paris hochkarätige internationale Events statt: die FIAC (Foire Internationale d’Art Contemporain), die Art Paris Art Fair, die Paris Photo und die Monumenta sind nur einige Beispiele dafür. Nicht auslassen sollte man die Nuit Blanche, bei der die Stadt der Lichter für eine Nacht zu einer gigantischen Spiel- und Experimentierwiese für Künstler wird.
Die Kunst macht sich auf, den Westen zu erobern

Der Westen von Paris ist ein Schmuckkästchen für die zeitgenössische Kunst – zahllose Veranstaltungsorte sind hier über eine große Fläche verteilt – ein ideales Terrain, um sich das künstlerische Schaffen unserer Zeit zu erschließen. In La Défense finden Sie das größte Freiluftmuseum für zeitgenössische Kunst in ganz Frankreich: Die Paris La Défense Art Collection umfasst ein eklektisches Ensemble von 69 Werken. Die großen Meister der Moderne (Miró, Calder und andere) stehen Seite an Seite mit zeitgenössischen Künstlergrößen wie François Morellet, Richard Serra oder Jean-Pierre Raynaud. Um die neuesten Trends kennenzulernen, sollten Sie eine der vielen anderen Locations besuchen: die Galerie Édouard-Manet in Gennevilliers, Le Cube in Issy-les-Moulineaux, das Centre d’Art Contemporain Chanot (CACC) in Clamart, La Terrasse in Nanterre oder La Maison des Arts in Malakoff.
In Sèvres wartet die Cité de la Céramique auf die Besucher. Sie ist auf der ganzen Welt bekannt für ihre herrlichen Keramik-Sammlungen, die von der Antike bis auf unsere Tage reichen. Regelmäßige Ausstellungen zeitgenössischer Kunst belegen, dass der Blick auch auf die Zukunft gerichtet ist. Die La Fondation Arp am Rand des Waldes von Clamart ist eine Sache für sich. An diesem abgeschiedenen und einzigartigen Ort stehen Skulpturen von Hans Arp und Sophie Taeuber in perfekter Harmonie neben den Werken aktueller Künstler. Wenn Sie künstlerische Überraschungen erleben wollen, sollten Sie das Mastaba 1 von Jean-Pierre Raynaud in La Garenne-Colombes besuchen. Es ist schwer, diesen Ort in wenigen Worten zu beschreiben: Er ist ein Künstlerhaus, ein einzigartiges Werk und ein Museum in einem. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1986 und geht auf eine Idee von Jean-Pierre Raynaud zurück, einem der größten plastischen Künstler Frankreichs. Ihm verdanken wir den berühmten Pot doré, der mehr als zehn Jahre lang vor dem Centre Pompidou thronte, bevor er auf eine Terrasse im 6. Stock gebracht wurde. Den kennen Sie nicht? Im Mastaba 1 können Sie diese monumentale Skulptur in einer roten Variante bewundern.
Zeitgenössische Kunst auf Kurs Nordost

Die Kunst dehnt sich auch in den Nordosten von Paris aus. Hier gibt es zahlreiche Orte des Schaffens und der Verbreitung von Kunst: Galerien, Ausstellungsräume, Kulturzentren, Künstlerhäuser und einiges mehr. Einige der besten Adressen in der ganzen Île-de-France findet man hier. Mehrere hochkarätige künstlerische Einrichtungen haben sich in diesem Teil der Stadt angesiedelt, zum Beispiel das Plateau (19. Arrondissement) im Jahr 2002 und das Centquatre (19. Arrondissement) im Jahr 2008. Die großen Galeristen und Händler sind auf dieser Welle mitgeschwommen und haben ebenfalls im Nordosten von Paris Wurzeln geschlagen. So beschloss die Galerie Thaddeus Ropac 2012, in eine alte Kesselschmiede in Pantin zu ziehen, das von der New York Times als „neues Brooklyn“ bezeichnet wurde. Im gleichen Jahr eröffnete Larry Gagosian seine zweite Galerie in Le Bourget.
In der ganzen Umgebung wimmelt es von Einrichtungen der zeitgenössischen Kunst, wie La Galerie in Noisy-le-Sec, Le 116 in Montreuil oder Les Laboratoires d’Aubervilliers. Sie haben ein gemeinsames Ziel: ein breites Publikum für die Kunst begeistern. Andere Orte wiederum sind multidisziplinär wie La Maison Populaire in Montreuil oder Mains d’Œuvres in Saint-Ouen. Darüber hinaus hat die Kunst die erstaunlichsten Schauplätze abseits der klassischen Routen mit Beschlag belegt, hybride Orte, die neue künstlerische Formen erproben, freie Räume im Grenzgebiet zwischen kultureller Einrichtung und besetztem Haus. Zu den bekanntesten unter ihnen gehört das 6B, Atelier und Kunsthandel in einem, das in einem Bürogebäude in Saint-Denis untergebracht ist. Le Shakirail im 18. und Villa Belleville im 20. Arrondissement beherbergen Künstler und zeigen deren Werke. La Briche in Saint-Denis und Villa Mais d’Ici in Aubervilliers experimentieren mit künstlerischen Projekten, oft in Zusammenarbeit mit den Bewohnern wie Les Jardins d’Alice in Montreuil und La Halle Papin in Pantin.
Im Norden und im Osten von Paris kommen die Epochen miteinander ins Gespräch: Zeitgenössische Kunst wird an Orten gezeigt, an denen man sie nicht unbedingt erwarten würde. Das ist etwa der Fall im Musée d’Art et d’Histoire de Saint-Denis, das aktuelle Kunst zeigt, wobei die Chapelle Vidéo ein besonders bemerkenswerter Ausstellungsraum ist. In den Archives nationales in Pierrefitte-sur-Seine kann man Werke von Antony Gormley, Susanna Fritscher und Pascal Convert bewundern, die aufgrund der Ein-Prozent-Regelung für Kunst am Bau entstanden sind.
Un vent arty souffle au sud-est

In der Welt der Kunst kommt dem Südosten von Paris eine Pionierrolle zu. 2005 war das Mac/Val (Musée d’art contemporain du Val-de-Marne) das erste Museum für zeitgenössische Kunst, das seine Pforten in dieser Gegend öffnete – genauer gesagt in Vitry-sur-Seine. Es sollte sich als eine echte Revolution in der Kunstwelt erweisen. Heute, zwölf Jahre später, ist diese Pioniertat zu einer großen Erfolgsgeschichte geworden. Seitdem ist der Südosten von Paris nur so übergesprudelt. Man findet dort heute Räume der Kunst an jeder Ecke: Kulturzentren, Galerien, Ausstellungsräume und vieles mehr.
Die sehr aktive Maison des Arts et de la Culture de Créteil (MAC) ist ein Ort für Produktion und Verkauf multidisziplinärer Kunst. Im Lauf des Jahres werden hier eine Reihe von Events angeboten. Weitere Zentren zeitgenössischer Kunst sind das Le Crédac in Ivry-sur-Seine und die Maison d’Art Bernard-Anthonioz (MABA) in Nogent-sur-Marne. Einige Städte haben ihre eigene Galerie wie die Galerie Fernand Léger in Ivry-sur-Seine und die Galerie Jean Collet in Vitry-sur-Seine. Viele Künstler und Kollektive haben sich im Südosten angesiedelt: die La Fonderie in Fontenay-sous-Bois, Anis Gras, le Lieu de l’autre in Arcueil, Gare au Théâtre in Vitry-sur-Seine und die Usine Hollander in Choisy-le-Roi.
Tanzfreunde kommen bei La Briqueterie auf ihre Kosten, einem Choreographie-Zentrum in Vitry-sur-Seine. Auch Ausstellungsräume finden sich hier. In Fontenay-sous-Bois ist die Halle Roublot in einem wundervollen Gebäude im Baltard-Stil untergebracht, in dem sich früher ein Markt befand. Heute ist dort das Kulturzentrum eingerichtet, das Ausstellungen über Skulptur organisiert. Fontenay hat außerdem zwei ausgefallene Veranstaltungsorte zu bieten: LaGaleru und LaGaleru des Chemins.
Der Südosten von Paris ist im Übrigen ein echtes Freilichtmuseum. Im Rahmen der Ein-Prozent-Regelung für Kunst am Bau kamen mehr als 140 Werke nach Vitry-sur-Seine, die sich über den gesamten öffentlichen Raum verteilen und frei besichtigt werden können – darunter auch zahlreiche Monumentalskulpturen.
Events, bei denen die zeitgenössische Kunst im Vordergrund steht, gibt es das ganze Jahr hindurch. Im Frühling findet in der Maison des Arts et de la Culture de Créteil das Exit-Festival statt, ein multidisziplinäres Event zur zeitgenössischen Kunst. Im Juli sollten Sie auf keinen Fall das Festival Nous n’irons pas à Avignon verpassen, das drei Wochen lang in der Gare au Théâtre von Vitry-sur-Seine gastiert.Es wurde 1999 ins Leben gerufen und bietet Theater, Tanz, Performance und visuelle Kunst sowie Begegnungen, Konzerte, Animationen und Ateliers.Im Oktober findet im Générateur in Gentilly das Festival Frasq statt, bei dem es um Performance in allen ihren Formen geht (etwa Musik, Plastik und Tanz).